Bericht des Schweizer Sondergesandten über die Heirat Napoléons mit Marie Louise von Österreich, März bis Juni 1810

„L'Empereur en contractant cette alliance n'a jamais rien fait de plus savant en politique. Du même coup il termine la révolution française, et la contrerévolution non seulement en France mais chez tous les autres peuples de l'Europe."

Mit diesen Worten lobte der berühmte französische Staatsmann Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord gegenüber dem Schweizer Gesandten Louis d'Affry die kluge (heirats-)politische Verbindung Napoléons mit der Erzherzogin von Österreich.

Louis D'Affry, 1803 und 1809 Eidgenössischer Landammann, angesehener Staatsmann der Mediation und Freiburger Schultheiss, reiste Mitte März 1810 als Sondergesandter der Tagsatzung nach Paris, um dem französischen Kaiser und seiner Braut Glückwünsche zu übermitteln: Am 11. März hatte in Wien eine kirchliche Vermählung stattgefunden, wobei sich Napoléon durch seinen ehemaligen Gegner, Erzherzog Karl von Österreich, hatte vertreten lassen. Am 1. April folgte die zivile Trauung in Saint-Cloud und tags darauf eine weitere kirchliche Hochzeit im prächtigen Vierecksaal des Louvre in Paris.

Am 19. März in Paris angekommen, musste sich der Schweizer Diplomat d'Affry fast einen Monat lang gedulden, bis ihm am 15. April die Audienz beim französischen Kaiser gewährt wurde. In seiner knappen Notiz an den Landammann Niklaus Rudolf von Wattenwyl schilderte d'Affry Napoléons wohlwollende Reaktion auf den schweizerischen Höflichkeitsbesuch. Von einer ausführlichen Berichterstattung sah der Diplomat ab: Er war der Meinung, es genüge, wenn die Worte des Kaisers in seinem Gedächtnis bewahrt würden.

Weil sich Napoléon und Marie Louise kurz nach der Hochzeit auf eine längere Reise durch die nördlichen Gebiete des französischen Kaiserreichs begaben, wartete d'Affry in Paris - wie zahlreiche andere Diplomaten auch - weitere zwei Monate auf eine nächste Audienz beim Kaiser, um politische Fragen ausführlich besprechen zu können. Die Wartezeit nutzte der umtriebige Gesandte zur Kontaktpflege mit einflussreichen Politikern wie Talleyrand, der Napoléons Krieg gegen Österreich kritisiert hatte und deshalb als Aussenminister entlassen worden war. Talleyrand sollte dann bei der restaurativen Ordnung Europas am Wiener Kongress 1815 wieder eine herausragende Rolle spielen. Da D'Affry der Tagsatzung nicht persönlich über die erste Unterredung mit Napoléon berichten konnte, verfasste er nun doch einen etwas ausführlicheren Rapport zuhanden des Landammanns.

Die zweite Audienz fand schliesslich am 16. Juni statt. Dieser Bericht fiel sehr kurz aus, rechnete d'Affry doch mit seiner baldigen Rückkehr: „Si rien ne survient qui m'en empêche je partirai de Paris mercredi prochain, et dans ce cas j'aurai l'honneur de vous rendre mes devoirs le mercredi 27". Doch einen Tag vor dem geplanten Treffen mit Landamman von Wattenwyl starb Louis d'Affry in Fribourg an einem Schlaganfall.

Die ausgewählten Dokumente geben einen Einblick in die Diplomatie mit dem napoleonischen Frankreich während der Mediation (1803-1813). Die Dokumente sind frei zugänglich und können in den Lesesälen des Schweizerischen Bundesarchivs eingesehen werden.

Dokumente

(1) Korrespondenz von Louis d'Affry an Landammann Niklaus Rudolf von Wattenwyl (21. 3. 1810-18.6.1810) und an Jean-Marc Mousson, Kanzler der Tagsatzung (28. 5. 1810); Danksagung der Marianne d'Affry-von Diesbach an den Landammann und die Deputierten der Tagsatzung (29. 6. 1810) und Schreiben des Kleinen Rats des Kantons Freiburg an den Landammann und die Deputierten der Tagsatzung (29. 6. 1810)
in: D (0), 1000/2, Az. D.1-2, Entsendung Louis d'Affrys zum Kaiser von Frankreich nach Paris anlässlich seiner Heirat mit Erzherzogin Marie Louise von Österreich, März bis Juni 1810, Bd. 565.

Weiterführende Informationen

https://www.bar.admin.ch/content/bar/de/home/service-publikationen/publikationen/geschichte-aktuell/bericht-des-schweizer-sondergesandten-ueber-die-heirat-napoleons.html