„Comme on le sait, Brasilia a été inaugurée, en tant que nouvelle capitale du Brésil, le 21 avril 1960. Le président Kubitschek a fait savoir aux missions diplomatiques qu’à partir de cette date, les diplomates ne pourront discuter de questions ou d’affaires officielles avec les autorités fédérales brésiliennes qu’à Brasilia même, et non plus à Rio de Janeiro."
Dies schrieb der Aussenminister Max Petitpierre einleitend in seinem Bericht vom 3. Mai 1960 an den Bundesrat betreffend „Ambassade de Suisse au Brésil“. Der Bericht legte die Folgen für die Schweizer Vertretung in Brasilien dar, die sich aus der Ablösung von Rio de Janeiro durch Brasília als neue Hauptstadt in fast 1'000 Kilometer Entfernung ergaben.
Das Projekt, eine neue brasilianische Hauptstadt zur besseren Erschliessung des Binnenlands und aus verteidigungsstrategischen Gründen zu bauen, stammte aus dem Jahr 1823. Mit der Staatsverfassung von 1891 verpflichtete sich die Regierung Brasiliens, die Pläne weiterzuverfolgen. Doch erst mit dem Amtsantritt von Präsident Juscelino Kubitschek de Oliveira im Jahre 1956 kam Bewegung in das ambitionierte Unterfangen. Unter der Leitung des Stadtplaners Lúcio Costa und des verantwortlichen Architekten Oscar Niemeyer entstand auf dem Hochplateau im Bundesstaat Goiás in kurzer Zeit eine gigantische Baustelle. In einer ersten Etappe wurden die Regierungsgebäude und das „Brasília Palace Hotel“ erstellt, in der zweiten folgte der Bau von Wohnblöcken.
In die rege Bautätigkeit sollten auch die ausländischen Vertretungen miteinbezogen werden. Im Frühling 1958 teilte die brasilianische Regierung den akkreditierten Missionen in Rio mit, dass ihnen Grundstücke in der neuen Hauptstadt zur Verfügung gestellt würden, sofern sie innert zwei Jahren mit dem Bau der Gebäude begännen. Eine Idee, der man sich auch in der Schweiz nicht verschloss. So drängten 1960 beispielsweise alt Bundesrat und Architekt Hans Streuli sowie der ehemalige Nationalrat Willy Stäubli, der als Ingenieur in Rio de Janeiro arbeitete, auf die rasche Planung und Ausführung eines neuen Botschaftsgebäudes in Brasília.
Streuli zeigte sich allerdings schon zwei Jahre später erleichtert darüber, die Verwirklichung der Pläne für Brasilia nicht vorangetrieben zu haben. Am 7. Oktober 1966 kündigte die brasilianische Botschaft dem schweizerischen Politischen Departement an, „que les démarches pour le transfert du Ministère des Relations Extérieures à Brasília se poursuivent et que le Ministère compte y commencer toutes ses activités diplomatiques et administratives en février 1968“. Mittlerweile war auch die Frist zum Baubeginn der Botschaftsgebäude von zwei auf 15 Jahre verlängert worden.
Die Situation war alles andere als klar: In Brasilien selber mehrten sich die kritischen Stimmen, während man in vielen Ländern die weiteren Entwicklungen abwarten wollte, bevor man sich zum Umzug entschied. So auch in der Schweiz: Erst zwölf Jahre nach der feierlichen Einweihung der neuen Hauptstadt Brasiliens, verlegte die Schweizer Botschaft ihren Sitz von Rio de Janeiro nach Brasília.
Die ausgewählten Dokumente geben einen Einblick in die politischen und logistischen Herausforderungen, welche die Verlegung der brasilianischen Hauptstadt von Rio de Janeiro nach Brasília für die Schweiz mit sich brachten.
Dokumente
(1) Fotografien des Bauplatzes Brasíla von alt Nationalrat Willi Stäubli, 16. April 1959
in: E 6100 (B)-01, 1980/150, Az. 154.052, Brasilia Band 1 und 2, Bd. 25.
(2) Schreiben von André Dominicé, Schweizer Botschafter in Rio de Janeiro, an die Abteilung für Verwaltungsangelegenheiten des Eidgenössischen Politischen Departements, 19. April 1960
in: E 2004 (B), 1971/13, Az. a.164.2, Entsendung einer Sondermission zu den Einweihungsfeierlichkeiten von Brasilia, Bd. 11.
(3) Bundesratsbeschluss betreffend die Schweizer Botschaft in Brasilien, 13. Mai 1960
in: E 6100 (B)-01, 1980/150, Az. 154.052, Brasilia Band 1 und 2, Bd. 25.
(4) Aktennotiz betreffend Schweizer Botschaft in Brasilien, 25. September 1962
in: E 2004 (B), 1978/136, Az. a.633, Brasilia, Bd. 173.
(5) Schreiben von André Dominicé, Schweizer Botschafter in Rio de Janeiro, an die Abteilung für Verwaltungsangelegenheiten des Eidgenössischen Politischen Departements, 13. November 1964
in: E 2004 (B), 1978/136, Az. a.633, Brasilia, Bd. 173.
(6) Schreiben von Giovanni Enrico Bucher, Schweizer Botschafter in Rio de Janeiro, an die Abteilung für Verwaltungsangelegenheiten des Eidgenössischen Politischen Departements, 25. April 1966
in: E 2004 (B), 1978/136, Az. a.633, Brasilia, Bd. 173.
(7) Schreiben der brasilianischen Botschaft an das Eidgenössische Politische Departement, 7. Oktober 1966
in: E 2004 (B), 1978/136, Az. a.633, Brasilia, Bd. 173.
Weiterführende Informationen
