Bis 1900 kümmerte sich das Auswanderungsland Schweiz nur wenig um emigrierte Landsleute; nun erhalten Auslandschweizerinnen und -schweizer bald ein eigenes Gesetz. Die im letzten Jahrhundert gestiegene Bedeutung der Auslandschweizer dokumentieren Vereine wie „The Stauffacherin“.
Auf der Vorderseite des Mitgliederausweises wird das Schweizer Kreuz von einem Sternenkranz umrahmt, der an die Flagge der Vereinigten Staaten erinnert; das Signet verbindet die beiden Republiken. Der Name des patriotischen Ausländervereins - «The Stauffacherin» - evoziert den Gründungsmythos der Eidgenossenschaft. Seine weiblichen Mitglieder sollen wohl ebenso beherzt und mutig handeln wie die Frau des Werner Stauffacher, die ihren Mann mit den Worten «Sieh vorwärts, Werner, und nicht hinter dich!» zum Rütlischwur ermuntert habe - jedenfalls laut Schillers «Wilhelm Tell».
Die Stauffacherin stand stets im Schatten Tells. Dieser Umstand dürfte die rund 50 grösstenteils in Washington lebenden Schweizerinnen oder - falls sie mit einem Amerikaner verheiratet waren - ehemaligen Schweizerinnen, die um die letzte Jahrhundertmitte «Der Stauffacherin» angehörten, erst recht zu wohltätigen und geselligen Aktivitäten motiviert haben. Sie sammelten Kleider und schickten diese in bedürftige Bergregionen, feierten zusammen den 1. August und Weihnachten und lauschten patriotischen Ansprachen von Schweizer Diplomaten.
Bis Ende des 19. Jahrhunderts kümmerte sich die Schweiz, die damals ein Auswanderungsland war, kaum um die emigrierten Landsleute. Erst nach dem ersten Weltkrieg verstärkte vor allem die Neue Helvetische Gesellschaft die Bemühungen, den Kontakt zur «Fünften Schweiz» aufrechtzuerhalten. Bestanden 1860 etwa 40 Ausländervereine, waren es 1885 bereits 142 und um die Mitte des 20. Jahrhunderts um 750. Als Frauenverein gehörte «The Stauffacherin» zur Minderheit.
Autor: Urs Hafner
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