Zwei Schweizer in Nairobi

Am 12. Dezember 1963 wird Kenia unabhängig: Damit ist auch die Schweiz gefordert. Es gilt, an Feierlichkeiten teilzunehmen und passende Worte und Geschenke zu finden.

Am 12. Dezember 1963 wird die britische Kronkolonie Kenia unabhängig. Auch die Schweiz ist an die dreitägigen Feierlichkeiten in Nairobi eingeladen. Nach einigem Hin und Her beschliesst der Bundesrat, nicht selbst hinzufahren, sondern zwei Vertreter zu entsenden: den Konsul in Ostafrika und den Botschafter in Addis Abeba, der zum ausserordentlichen Botschafter in Sondermission und zum Chef der Delegation ernannt wird. Als Präsent soll er eine Neuenburger Pendule überreichen.

Was die beiden Diplomaten am Fest geboten bekamen, lässt sich dem auf Hochglanzpapier gedruckten Programm der «Kenya Independence Celebrations» entnehmen: ein Feuerwerk, welches das Porträt des neuen Premierministers in den Himmel zeichnete, afrikanische Tänze, Darbietungen der Militärmusiken von Kenia, Tanganijka, Uganda und der britischen Armee sowie der kenianischen Polizeiband. Schliesslich hisste man die Nationalflagge und sang die Nationalhymne, die auf einem Lied einer kenianischen Ethnie beruhte. Die Feier zelebrierte afrikanische Traditionen in einem westlich-nationalistischen Rahmen.

Kenia war eines der letzten afrikanischen Länder, das die Unabhängigkeit erlangte. Dass die Dekolonisierung keinen Bruch mit den Besatzern bedeutete, illustrieren die ersten drei Seiten des Festprogramms. Sie geben je das Porträt eines Mannes wieder: zuerst ist «His Royal Highness the Prince Philip, Duke of Edinburgh» abgebildet, dann «The Right Honourable Malcolm MacDonald», der Gouverneur Kenias, und als dritter und letzter Jomo Kenyatta, der erste Premierminister Kenias.

Autor: Urs Hafner

Weiterführende Informationen

https://www.bar.admin.ch/content/bar/de/home/service-publikationen/publikationen/geschichte-aktuell/zwei-schweizer-in-nairobi.html