„Die Lage der Schweiz war bis in die jüngste Zeit eine verhältnismässig befriedigende. Wohl spürten wir die Wirkungen der Weltkrise, allein viel weniger stark als andere Länder. Nunmehr sind aber auch wir von ihr mit voller Wucht erfasst worden.“ Mit diesen Worten rief Volkswirtschaftsminister Edmund Schulthess an der Ustertagfeier vom November 1931 zum Durchhalten auf.
Ihren Anfang nahm die Krise zwei Jahre zuvor jenseits des Atlantiks: Weite Teile der US-amerikanischen Bevölkerung verschuldeten sich während der boomenden „Roaring Twenties“, um mit geliehenem Geld Aktien zu erstehen und die neuen Konsumbedürfnisse nach Massengütern wie Kühlschränke oder am Fliessband produzierte Autos zu befriedigen. Nachdem sich der Dow-Jones-Index an der New Yorker Börse innerhalb von vier Jahren verdoppelt hatte (381 Punkte am 3. September 1929), platzte die Spekulationsblase am Donnerstag, den 24. Oktober 1929. An diesem Tag wurden über elf Milliarden Dollar Geldvermögen vernichtet. Dem „Black Thursday“ (in Europa aufgrund der Zeitverschiebung als „Black Friday“ bezeichnet) folgten am 29. Oktober die Panikverkäufe des „Black Tuesday“: Der Dow-Jones-Index stürzte von 299 Punkten am 24. Oktober auf 230 Punkte am 29. Oktober und erreichte am 8. Juli 1932 den Tiefststand von 41 Punkten.
Durch den Rückgang der Kaufkraft im Ausland und protektionistische Massnahmen vieler Länder traf die Weltwirtschaftskrise schon früh die schweizerische Exportindustrie, wenn auch der Binnenmarkt den Einbruch vorerst abfederte. 1931 erfasste die Weltwirtschaftkrise auch die Schweiz. Neben der Textilbranche und der Uhrenindustrie wurden auch die Metallindustrie, der Maschinenbau, die Tourismusbranche und die Landwirtschaft stark getroffen.
Die ausgewählten Dokumente spiegeln die zeitgenössische Lagebeurteilung von Schweizer Vertretern in Washington, New York und Berlin sowie die Sicht der Vorsteher des Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartements und diejenige des Vorstehers des Eidgenössischen Finanzdepartements anfangs der 1930er Jahre. Weitere Informationen, die im Zusammenhang mit der Weltwirtschaftskrise stehen, können dem ebenfalls online verfügbaren Text „Die Rettung der Schweizerischen Volksbank 1933/37“ entnommen werden. Alle Dokumente sind frei zugänglich und können in den Lesesälen des Schweizerischen Bundesarchivs auch im Original eingesehen werden.