Politikerinnen und Politiker machten sich in der Folge nicht nur Sorgen um die Stellung der Schweiz in Europa, sondern vor allem auch um den wieder aufgebrochenen Röstigraben - hatten doch die Romands im Gegensatz zur Deutschschweiz mehrheitlich ja gestimmt zum EWR. Was war zu tun? Wie konnte die Schweizer Identität wieder gestärkt werden?
Mit einer Landesausstellung, sagten viele. Die letzte hatte 1964 in Lausanne stattgefunden und war ein grosser Erfolg gewesen. Gross und Klein, Rätoromanen und Tessinerinnen, Angestellte und Chefs, Frauen und Männer hatten sich am Lac Léman zu einem grossen Sommerfest eingefunden. Auch viele Politiker und Politikerinnen erinnerten sich daran. Sie fanden: Eine „farbige Schau" sollte um die Jahrtausendwende zeigen, was die Schweiz alles ist und alles kann, sollte ihre Bewohner und Bewohnerinnen wieder stolz machen auf ihr Land.
Die Expo. 02
Und tatsächlich: Zehn Jahre später - nach vielen Sitzungen, Planungen, Konzepten, Expertisen, Zusatzfinanzierungen - wurde es eine frohe, festliche Begegnung im Drei-Seen-Land: Bern, Fribourg, Neuchâtel und Waadt bauten je eine feste Arteplage, der Kanton Jura beteiligte sich mit einem piratenähnlichen Kulturschiff. Eine kleine Auswahl von Bildern und ein Video der Bieler Expo im Zeitraffer (aus dem Projekt Imagine-a-site) zeugen davon. Diese Unterlagen aus dem Bestand der Expo.02 finden sich, wie übrigens auch diejenigen zur Landi 39 und der Expo 64, im Bundesarchiv.
Bei aller Euphorie - ein gehöriger Wermutstropfen bleibt: Der Bund wendete mit 1 Milliarde Franken rund 10 Mal mehr als vorgesehen für die Expo.02 auf. Es war ausgesprochen schwierig, die Erwartungen und tatsächlich verfügbaren Ressourcen unter einen Hut zu bringen, wie die Eidgenössische Finanzkontrolle herausgefunden hat. Die Sonderuntersuchung im Auftrag des Bundesrates ergab, dass der Bund politisch und finanziell praktisch unbeschränkt haftet, wenn er eine solche Ausstellung in Auftrag gibt. Die Finanzkontrolle hat deshalb zwanzig „Lehren" erarbeitet, wie Grossanlässe in der föderalen Schweiz künftig besser geplant und realisiert werden können. Entscheidend ist die Abklärung der Machbarkeit ganz am Anfang. Wichtig ist auch, dass Mandats- und Milizstrukturen nicht überstrapaziert und Sponsoring-Einnahmen realistisch eingeschätzt werden.
Diese Empfehlungen werden für die nächste nationale Expo, die schon seit geraumer Zeit in Diskussion ist, gehört werden - wer weiss!?